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Die schwerelosen Fäden des Verstehens, die sich irgendwie, leise,
ganz langsam zwischen Texten, zwischen Sprachen, zwischen
gähnenden Leeren spannen – sie halten noch immer unsere
Welt zusammen, werden dichter, knüpfen Beziehungen,
stellen Verbindungen her und flicken das zerrissene Gewebe.

Maria Stepanova

 

WINTER’S LESETIPPS

Belletristik & Sachbücher

Vielleicht Esther

Katja Petrowskaja

Vielleicht Esther

Erzählungen · Suhrkamp Verlag, 2014 · gebunden · 285 Seiten · ISBN 978-3-518-42404-9 · 19,95 €

 

Hieß sie wirklich Esther, die Großmutter des Vaters, die 1941 im besetzten Kiew allein in der Wohnung der geflohenen Familie zurückblieb? Die jiddischen Worte, die sie vertrauensvoll an die deutschen Soldaten auf der Straße richtete – wer hat sie gehört? Und als die Soldaten die Babuschka erschossen, »mit nachlässiger Routine« – wer hat am Fenster gestanden und zugeschaut?

 

Statt ihren gewaltigen Stoff episch auszubreiten, schreibt die Autorin von ihren Reisen zu den Schauplätzen, reflektiert über ein zersplittertes, traumatisiertes Jahrhundert und rückt Figuren ins Bild, deren Gesichter nicht mehr erkennbar sind. Ungläubigkeit, Skrupel und ein Sinn für Komik wirken in jedem Satz dieses eindringlichen Buches.

Für die Erzählung „Vielleicht Esther“ wurde Katja Petrowskaja 2013 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.

 

Katja Petrowskaja, 1970 in Kiew geboren, studierte Literaturwissenschaft in Tartu (Estland) und promovierte in Moskau. Seit 1999 lebt sie in Berlin und arbeitet als Journalistin für russische und deutsche Print- Netzmedien. Seit 2011 ist sie Kolumnistin bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

 

Der Sprengprofessor

Victor Zaslavsky

Der Sprengprofessor

Lebensgeschichten · Wagenbach Verlag, 2014 · Leinen · 144 Seiten · ISBN 978-3-8031-1292-7 · 15,90 €

 

Kann jemand, der aus einer jüdischen Familie kommt, ein guter Sowjetbürger sein? Und was tun, wenn die Vorfahren aus der Bourgeoisie stammen? Was passiert, wenn man eine alte Lehrerin so lange ärgert, bis sie sich zu einem konterrevolutionären »barmherziger Gott« hinreißen lässt? Was, wenn der Trotzkimörder Bibliotheksnachbar ist? Ist es opportun, den Kontakt zu seinem in Ungnade gefallenen Professor, dem man so viel zu verdanken hat, aufrechtzuerhalten?

 

Victor Zaslavsky erzählt wunderbar einfach, fast beiläufig und dabei nicht selten komisch von den Menschen, die bei scheinbar alltäglichen Entscheidungen und Begegnungen an einen Wendepunkt ihres Schicksals geraten. Sollen sie ihrem Gewissen oder den undurchschaubaren Dogmen der Partei folgen?

Es sind Erinnerungen an seine Kinder- , Jugend- und Studentenzeit, eine Serie von Anekdoten, in denen unversehens große Lebensgeschichten abgebildet werden. So entsteht das Portrait eines Russlands, das nach dem richtigen kommunistischen Weg sucht und dabei absurden Windungen folgt, ohne Rücksicht auf den Einzelnen.

 

Victor Zaslavsky, geboren 1937 in Leningrad (heute St. Petersburg), arbeitete zehn Jahre als Ingenieur und unterrichtete anschließend Soziologie an der Universität Leningrad. Nach der Emigration 1975 lehrte er an Hochschulen in Kanada, in den USA und Italien. Er starb 2009 in Rom.

 

Die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert

Ulrich Herbert

Die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert

C. H. Beck Verlag, 2014 · Gebunden · 1451 Seiten · ISBN 978-3-406-66051-1 · 39,95 €

 

Deutschland im 20. Jahrhundert: Das sind zwei Weltkriege, eine gescheiterte Demokratie, Hitler-Diktatur und Holocaust, ein 40 Jahre lang geteiltes Land. Aber es ist auch Sozialstaat, Wohlstand, Liberalisierung und Globalisierung, Demokratie und die längste Friedensperiode der europäischen Geschichte.

 

Die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert sieht Herbert durch zwei Perspektiven bestimmt, die zueinander in Widerspruch stehen. Zum einen die großen Kriege und Katastrophen, die das deutsche 20. Jahrhundert in zwei Teile spalten – vor und nach 1945. Deutschland ist das Land, in dem die radikalen Ideologien von links und rechts erdacht wurden, und das einzige, in dem sie jeweils staatliche Form annahmen. Zum anderen der Aufstieg der modernen Industriegesellschaft, der über die verschiedenen politischen Systeme hinweg zu jahrzehntelangen Auseinandersetzungen um die soziale und politische Ordnung führt. Diesen gewaltigen Prozess legt Ulrich Herbert mit Präzision und Tiefenschärfe frei. Dieses Buch setzt Maßstäbe in der Geschichtsschreibung.

 

Ulrich Herbert lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg.

 

Owen Matthews: Winterkinder

Owen Matthews

Winterkinder

Übersetzung: Aus dem Englischen von Vanadis Buhr

Graf Verlag, 2014 · Gebunden · 400 Seiten · ISBN 978-3-86220-045-0 · 22,99 €

 

Anhand der sorgsam aufbewahrten Liebesbriefe seiner Eltern und der KGB-Akte des Großvaters rekonstruiert Owen Matthews das dramatische Schicksal seiner Familie.

 

Im Jahr 1937 verschwindet sein Großvater mütterlicherseits für immer aus dem Leben der Familie. Als angebliches Mitglied einer trotzkistischen Bewegung wird er bei einer der grausamen Säuberungen unter Stalin ermordet. Seine Frau kommt in ein Arbeitslager, die beiden Töchter verbringen ihre Kindheit unter schlimmsten Bedingungen in sowjetischen Waisenhäusern.

Als junge Erwachsene verliebt sich die Tochter Ljudmila in einen Engländer. In Zeiten des Kalten Krieges werden solche Beziehungen nicht gern gesehen. Sie schaffen es, ihre Liebe über die räumliche Distanz mit leidenschaftlichen Briefen lebendig zu halten.

Mit dieser ergreifenden Liebes- und Familiengeschichte gewährt Matthews einen tiefen Einblick in die russische Zeitgeschichte.

 

Owen Matthews wurde 1971 in London geboren. Er studierte Geschichte in Oxford und begann seine Karriere als Journalist in Bosnien. 1995 ging er als Redakteur nach Moskau und schrieb von dort als freier Korrespondent für Times, Independent und Newsweek. Er lebt heute mit seiner russischen Frau und zwei Kindern in Istanbul.

Volker Weidermann: Ostende

Volker Weidermann

Ostende - 1936, Sommer der Freundschaft

Kiepenheuer & Witsch Verlag, 2014 · Gebunden · 160 Seiten · ISBN 978-3-462-04600-7 · 17,99 €

 

Ostende, 1936: ein Strand, ein paar Schriftsteller und ein Sommer, wie es keinen mehr geben sollte. Präzise, kenntnisreich und mitreißend erzählt Volker Weidermann von diesem Sommer kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, in dem Zweig, Roth und Keun noch einmal das Leben feiern, wie es nur die Verzweifelten können.

Ein belgischer Badeort mit Geschichte und Glanz: Hier kommen sie alle noch einmal zusammen, die im Deutschland der Nationalsozialisten keine Heimat mehr haben. Stefan Zweig, Joseph Roth, Irmgard Keun, Kisch und Toller, Koestler und Kesten, die verbotenen Dichter. Volker Weidermann erzählt von ihrer Hoffnung, ihrer Liebe, ihrer Verzweiflung – und davon, wie ihr Leben weiterging.
Stefan Zweig reist mit seiner Geliebten Lotte und der Schreibmaschine an, Joseph Roth kommt trotz Schnapsverbot, um Ferien mit seinem besten Freund zu machen und zu schreiben. Er verliebt sich ein letztes Mal: in Irmgard Keun, die bloß wegwollte aus dem Land der Bücherverbrenner. So sonderbar die Freundschaft zwischen dem Millionär Zweig und dem begnadeten Trinker Roth ist, so überraschend ist die Liebe zwischen Roth und der jungen, leidenschaftlichen Keun.
Es kommen noch mehr Schriftsteller nach Ostende. Sonne, Meer, Getränke – es könnte ein Urlaub unter Freunden sein. Wenn sich die politische Lage nicht täglich zuspitzte, wenn sie nicht alle verfolgt würden, ihre Bücher nicht verboten wären, wenn sie nicht ihre Heimat verloren hätten. Es sind Dichter auf der Flucht, Schriftsteller im Exil.

Volker Weidermann, 1969 in Darmstadt geboren, studierte Politikwissenschaft und Germanistik in Heidelberg und Berlin. Er ist Literaturredakteur und Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und lebt in Berlin. Von ihm erschienen bei Kiepenheuer & Witsch: Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher (2010), Das Buch der verbrannten Bücher (2008) und Lichtjahre (2006).

Max Frisch: Aus dem Berliener Journal

Max Frisch

Aus dem Berliner Journal

Herausgegeben von Thomas Strässle unter Mitarbeit von Margit Unser
Suhrkamp Verlag, 2014 · Gebunden · 235 Seiten · ISBN 978-3-518-42352-3 · 20,- €

 

Es gilt als einer der großen Schätze in Max Frischs Nachlass, das legendäre Berliner Journal, vom Autor selbst mit einer Sperrfrist von zwanzig Jahren nach seinem Tod versehen, der »privaten Sachen« wegen, die er darin verzeichnete. Nun wird es erstmals in Auszügen publiziert, nun ist der unverwechselbare Frisch wieder da: illusionslos und voller Zweifel im Ton und mit lustvoll scharfem Blick auf die Welt und das Leben.

Als Max Frisch 1973 in der Berliner Sarrazinstraße eine neue Wohnung bezog, begann er, wieder ein Tagebuch zu führen, und nannte es Berliner Journal. Einige Jahre später betonte er in einem Interview, es handle sich dabei mitnichten um ein »Sudelheft«, sondern um ein »durchgeschriebenes Buch«. Seiner literarischen Form nach entspricht es den weltberühmt gewordenen Tagebüchern der Jahre 1946-1949 und 1966-1971: Neben Betrachtungen aus dem Alltag des Schriftstellers finden sich erzählende und essayistische Texte sowie sorgfältig gezeichnete Porträts von Kolleginnen und Kollegen wie Günter Grass, Uwe Johnson, Wolf Biermann und Christa Wolf. Nicht zuletzt zeugen die Tagebucheinträge von der außergewöhnlichen Wachheit, mit der Frisch als Bewohner West-Berlins die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR beobachtet und erlebt hat.

Max Frisch wurde am 15. Mai 1911 in Zürich geboren und starb am 4. April 1991 an den Folgen eines Krebsleidens in seiner Wohnung in Zürich. 1930 begann er sein Germanistik-Studium an der Universität Zürich, das er jedoch 1933 nach dem Tod seines Vaters (1932) aus finanziellen Gründen abbrechen musste. Er arbeitete als Korrespondent für die Neue Zürcher Zeitung.
Seine erste Buchveröffentlichung
Jürg Reinhart. Eine sommerliche Schicksalsfahrt erschien 1934 in der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart. 1950 erscheint Das Tagebuch 1946-1949 als erstes Werk Frischs im neugegründeten Suhrkamp Verlag. Zahlreiche weitere Publikationen folgten.

Gaito Gasdanow: Ein Abend bei Claire

Gaito Gasdanow

Ein Abend bei Claire

Roman.
Übersetzung: Rosemarie Tietze
Hanser Verlag, 2014 · Gebunden · 192 Seiten · ISBN 978-3-446-24471-9 · 17,90 €

 

Nach dem großen Erfolg von Gasdanows im letzten Jahr erschienen Roman "Das Phantom des Alexander Wolf" aus dem Jahr 1947, verlegt Hanser nun den Debütroman des Autors. Das Buch, 1930 erstmals veröffentlicht und erst jetzt von Rosemarie Tietze aus dem Russischen übersetzt, erzählt die Geschichte einer großen Liebe.

1917 begegnet der verträumte Kolja im vorrevolutionären St. Petersburg der bezaubernden Claire und verliebt sich in sie. Aber das Phantasiebild dieser Frau ist für ihn so viel wirklicher als die Realität, dass er ihr nicht zu folgen wagt, als die verheiratete Claire ihn eines Abends zu sich lädt. Nach der langen, sinnlosen Grausamkeit des Bürgerkriegs will er nun, Jahre später, Claire im Pariser Exil wiederfinden. Mit den Mitteln des modernen Erzählens erweckt Gaito Gasdanow die vergangene Welt seiner Jugend wieder zum Leben. Eine unvergessliche Schilderung Russlands zu Beginn des 20. Jahrhunderts und ein Abgesang auf die romantische Liebe, der bis heute ergreift und berührt.

Gaito Gasdanow, 1903 in St. Petersburg geboren und 1971 in München gestorben, gilt als einer der wichtigsten russischen Exilautoren des frühen 20. Jahrhunderts. Seit 1923 lebte er im Exil in Paris, wo er begann, regelmäßig literarische und journalistische Texte zu veröffentlichen. Wegen der existentialistischen Prägung seines Werks wurde Gasdanow wiederholt als der „russische Camus“ bezeichnet. Sein Werk umfasst zahlreiche Romane und Erzählungen. Im Hanser Verlag erschien 2012 erstmals in deutscher Übersetzung der Roman Das Phantom des Alexander Wolf.

Hans Zischler Berlin ist zu groß für Berlin

Hans Zischler

Berlin ist zu groß für Berlin

Galiani, 2013 · Gebunden · 175 Seiten mit zahlr. Farb- und SW-Abbildungen · ISBN 978-3-86971-071-6 · 24,99 €

 

Hanns Zischler über eine Stadt, die so rasend wuchs, so oft zerstört und wiederaufgebaut wurde wie keine andere: Von Havarien, Architekturgeheimnissen, von Spaziergängern wider Willen und von der Eroberung des Grunewalds durch eine Herde Wildschweine.

Seit gut vierzig Jahren bewegt sich Hanns Zischler fast ausschließlich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der S-Bahn durch Berlin. Kein Wunder, dass er einen ganz eigenen Blick auf die Stadt und ihre Geschichte entwickelt hat. Da ist vor allem eine Beobachtung: Zu der Stadt, die einst auf Sand und Sumpf gebaut wurde, gehört seit je eine gewisse Mischung aus Ausdehnungshunger, Größenwahn und Lust an der Selbstzerstörung.

Oder wie anders soll man es bezeichnen, wenn den Plänen des Architekten Schinkel fast alle vorhandenen barocken Ensembles Unter den Linden zum Opfer fallen? Oder die Bürogemeinschaft Hitler/Speer und der Germania-Plan: Wäre der Krieg den beiden nicht zuvorgekommen, hätte in ihrem Auftrag die Abrissbirne fast genauso schlimm gewütet.

Hanns Zischler entführt seine Leser in ein weniger bekanntes Berlin, wenn er seine Spaziergänge mit denen des Stadtgeografen Friedrich Leyden, der Dichterin Gertrud Kolmar und des Passfälschers Oskar Huth verschränkt und dank der Aufzeichnungen der drei Stadtwanderer ein untergegangenes Berlin aufspürt. Er macht den Geist und die Geschichte der Stadt spürbar, wenn er auf den Teufelsberg im Grunewald wandert, an dessen Erde man nur leicht graben muss, um auf Scherben, Zinkblech und Klinker zu stoßen Reste von Berliner Mietshäusern.

Wer weiß schon, dass im Inneren des Teufelsbergs ein noch viel größeres Geheimnis schlummert?

Egon Erwin Kisch, Aus dem Café Größenwahn

Egon Erwin Kisch

Aus dem Café Größenwahn

Berliner Reportagen

Wagenbach Verlag, 2013 · Salto · Leinen · 144 Seiten · ISBN 978-3-8031-1294-1 · 15,90 €

 

Nach langer Zeit wird der »rasende Reporter« endlich den Lesern wieder zugänglich gemacht: mit seinen schönsten Reportagen aus dem Berlin zwischen Kaiserreich und Republik. Sorgfältig ausgestattet mit Photos der Orte und ihrer Bewohner.

Kischs Miniaturen über das Berlin der 1920er Jahre haben die Genauigkeit des Blicks von außen: Wie sieht es aus in einer Stadt, die erst wenige Jahrzehnte zuvor »Reichshauptstadt« wurde, nach einem verlorenen Krieg, der Flucht des Kaisers, in einer ungewohnten Republik? Und wie leben die Leute in dieser Riesenstadt, in die der Fortschritt verspätet und mit geradezu brutaler Gewalt einbricht: mit dem Elektrizitätswerk Rummelsburg, der Inflation, den Weltverbesserungsideen der Literaten im Café Größenwahn, der Polizei und ihrer Beute, mit Glühbirne und Grammophon. Aber der Reporter aus Prag vergisst auch nicht seine Landsleute in Rixdorf, dem »Böhmischen Dorf«, er geht ebenso in die Schlachterläden wie zum Sechstagerennen, in spiritistische Sitzungen und zu Heiratsvermittlungen – immer mit Notizheft und offenen Ohren.

Egon Erwin Kisch wurde 1885 in Prag geboren. Dort besuchte er die Journalistenschule, war als Lokalreporter für »Bohemia« tätig. Er war Soldat im ersten Weltkrieg. 1921 übersiedelte er nach Berlin, unternahm Reportagereisen in die Sowjetunion, die USA und nach Australien. Nach dem Reichstagsbrand wurde er festgenommen und anschließend nach Prag abgeschoben. Stationen seines Exils: von 1933 bis 1939 Paris, 1937/38 Spanien, nach Kriegsbeginn USA, seit 1940 Mexiko. 1946 kehrte er nach Prag zurück, dort starb er 1948.

Michael Köhlmeier

Michael Köhlmeier

Die Abenteuer des Joel Spazierer

Roman.
Hanser, 2013 · Gebunden · 652 Seiten · ISBN 978-3-446-24178-7 · 24,90 €

 

Ich besaß nie den Ehrgeiz, ein guter Mensch zu werden. Joel Spazierer, geboren 1949 in Budapest, wächst bei seinen Großeltern auf und ist vier Jahre alt, als sie von Stalins Schergen abgeholt werden. Fünf Tage und vier Nächte verbringt er allein in der Wohnung und lernt eine Welt ohne Menschen kennen. Es fehlt ihm an nichts, er ist zufrieden. Eher zufällig findet ihn seine Mutter, die noch Studentin ist. Joel Spazierer lernt nie, was gut und was böse ist. Sein Aussehen, sein Charme, seine Freundlichkeit öffnen ihm jedes Herz. Er lügt, stiehlt und mordet, ändert seinen Namen und seine Identität und betreibt seine kriminelle Karriere in vielen europäischen Ländern. Die Geschichte, die er uns ganz unschuldig erzählt, ist ein Schelmenroman über die Nachtseiten unserer Gesellschaft wie es noch keinen gab.

Michael Köhlmeier, geb. 1949, wuchs in Hohenems/Vorarlberg auf, wo er auch heute lebt. Für sein Werk wurde der österreichische Bestsellerautor unter anderem mit dem Manes-Sperber-Preis, dem Anton-Wildgans-Preis und dem Grimmelshausen-Preis ausgezeichnet.

Botho Strauß

Eva Menasse

Quasikristalle

Roman.
Kiepenheuer & Witsch, 2013 · Gebunden · 432 Seiten · ISBN 978-3-462-04513-0 · 19,99 €

 

Was wissen wir wirklich über uns selbst? Und was vom anderen? In dreizehn Kapiteln zerlegt Eva Menasse die Biografie einer Frau in ihre unterschiedlichen Aspekte, zeigt sie als Mutter und Tochter, als Freundin, Mieterin und Patientin, als flüchtige Bekannte und treulose Ehefrau. Aus diesem Mosaik tritt auf magische Weise ein kühner Roman hervor, der wie nebenbei die Fragen nach Wahrnehmung und Wahrheit stellt.


Zu Beginn ist Xane Molin vierzehn Jahre alt und erlebt mit ihrer besten Freundin einen dramatischen Sommer. Am Ende ist sie Großmutter und versucht, für den Rest des Lebenswegs das Steuer noch einmal herumzureißen. Dazwischen nähern wir uns ihr aus verschiedensten Blickwinkeln: Da ist ihr Vermieter, der sie misstrauisch beobachtet und eigene Geheimnisse hat, da ist der Überlebende eines Bürgerkriegs, der sich in sie verliebt, da ist die ungestüme Jugendfreundin, die Xane nach Jahrzehnten plötzlich nicht mehr zu ertragen glaubt.

Eva Menasse hat einen unbestechlichen Blick für Frauen in der Gesellschaft, ihre menschlichen Schwächen und das, was man an ihnen lieben muss. Furchtlos und subtil erzählt sie von einer aberwitzigen Auschwitz-Exkursion, vom Arbeitsalltag einer Kinderwunschärztin oder von den Mutproben der pubertierenden Tochter in der Patchwork-Familie ihrer Heldin. Ein energisches Buch, poetisch, komisch und bestürzend, dessen Titel der Naturwissenschaft entliehen ist. Erst kürzlich wurde entdeckt, dass es nicht nur Kristalle mit klar symmetrischer, sondern auch mit scheinbar ungeordneter Struktur gibt. Genauso verhält es sich mit dem Lebensweg: Er ist verschlungen und schwer berechenbar und nur aus der Ferne als Ganzes erkennbar.

Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, begann als Journalistin bei "Profil" in Wien. Sie wurde Redakteurin der FAZ, begleitete den Prozess um den Holocaust-Leugner David Irving in London und arbeitete nach einem Aufenthalt in Prag als Kulturkorrespondentin in Wien. Die Autorin lebt seit 2003 in Berlin.

Botho Strauß

Botho Strauß

Die Fabeln von der Begegnung

Hanser, 2013 · Gebunden · 248 Seiten · ISBN 978-3-446-24180-0 · 19,90 €

 

Neue Geschichten von Botho Strauß, dem bedeutendsten Physiognomiker der Literatur in Deutschland. In seinen hellsichtigen Erzählungen, Wahrnehmungen und Überlegungen geht es immer um den einen, einzigen Augenblick, in dem sich das Leben ändert, die Liebe sich auflöst, die scheinbar stabilen Zusammenhänge verschwimmen.

Unter dem Vergrößerungsglas seines tief eindringenden Blicks wird dieser Augenblick festgehalten. Das hat zumeist unheimliche Konsequenzen. Denn wenn es auch von außen so aussieht, als würden die Sinne sich wieder aufrichten wie Gras, das man eine Zeitlang niedergetrampelt hat , so bleiben doch winzige Narben zurück, die sich in der Zeit zu seelischen Katastrophen addieren.

Botho Strauss, 1944 in Naumburg/Saale geboren, lebt in Berlin. Bei Hanser erschienen neben einer vierbändigen Werkausgabe seiner Stücke die Reihe seiner Prosabände von Paare, Passanten (1981) bis Der Untenstehende auf Zehenspitzen (2004), Mikado (2006), Die Unbeholfenen (Bewußtseinsnovelle, 2007), Vom Aufenthalt (2009) und die erweiterte Ausgabe der Essays Der Aufstand gegen die sekundäre Welt (2012). 2012 erschien die von Thomas Hürlimann herausgegebene Sammlung der Erzählungen Sie /Er.

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